Geschichte der Spitalkirche von Haag

Im Mittelalter gab es in Haag keine Kirche. Der Ort gehörte zur Pfarrei Kirchdorf.

Als im Jahre 1485 Papst Innozenz VIII. die Einwohner der Grafschaft Haag von den Fastenhärten befreite wurde festgelegt. daß ein Teil des an die päpstliche Kammer abzugebenden Opfers in den Kirchenbaufonds in Haag floß.

Graf Sigmund, der 1521 starb, vermachte in seinem Testament 1500 Pfund Silber für eine neue Kapelle in Haag. Diese Kapelle sollte der hl. Anna, Sigmund und Margarethe geweiht sein und mit einer jährlichen Gilt von 32 Pfund ausgestattet werden.

Es kann heute nicht mehr festgestellt werden, ob mit diesem Geldern eine Kirche in Haag gebaut wurde. Jedenfalls bestand im Jahre 1524 nach Freisingischen Matrikel noch keine Kirche oder Kapelle. Es ist auch nicht sicher, ob es sich bei der Sigmundschen Kapelle, mit der eine Filialkirche gemeint war, um dasselbe Bauvorhaben gehandelt hat, wie die im Kirchenbaufonds von 1485 vorgesehene. Auf jeden Fall aber war damals schon eine Kirche in Haag als Bauvorhaben geplant, denn Gräfin Kunigunde schreibt in ihrem Testament von 1538 zur Stiftung eines Spitals:

Glockengeläute der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Haag

"… daß ein Spitl … an der unerpauen Kirchen … gepauen und aufgemauert werde." Also muß bereits ein Bauplatz für die geplante Kirche vorhanden gewesen sein.

In einer späteren Beschreibung der Haager Spitalkirche werden mehrere Kirchenfenster beschrieben, die die Jahreszahlen 1552 und 1563 tragen.

Aber auch zu dieser Zeit war der Kirchenbau in Haag noch nicht fertiggestellt, wahrscheinlich nicht einmal angefangen. Nur die Fenster dürften vorhanden und eingelagert gewesen sein, wie vielleicht so manches andere.

An Geldmitteln für die Kirche waren noch die 1500 Gulden der Sigmundschen Stiftung und 6000 Gulden für Spital und Kirche aus der Kunigundschen Stiftung vorhanden, die im Jahre 1584 auf 10000 Gulden angewachsen waren, eine beträchtliche Summe. Dazu noch die Gelder des Kirchenbaufonds. Im Jahre 1584 wurde nun der Kirchenbau begonnen und bis 1588 angeschlossen. In der Chronik des Klosters Ramsau heißt es zum Jahr 1588: "Ein Teil der Einkünfte des Klosters Ramsau war für die neu errichtete Spitalkirche in Haag bestimmt".

Über die Spitalkirche gibt es 1596 eine Beschreibung, aus der hervorgeht, daß der Kirchturm erst 1594/95 neu erbaut oder erneuert wurde:

"Anno Christi 1594 hat der durchleuchtigste Fürst und Herr, Herr Ferdinand Pfalzgrave bey Rhein, Herzog zu oberen und nidern Bayrn, unser gnäd. Fürst und Herr den Spitalthurm zum Haag, von den vier ögkhen an, von Neuem aufmauern, das Zimer-Khnopffannen daraufsetzen, ain Neue Uhr per 80 Gulden, darzu zwo Uhr Scheln machen und hernach anno 1595 drey Uhr-Krayß sambt den Wappen daran malen lassen."

Der Turm hatte also damals eine Uhr mit doppeltem Schlagwerk und drei Zifferblätter.

Im Jahre 1594 wird berichtet "Beim Spital war eine Kirche erbaut von Herzog Ferdinand. Sie war von schöner Bauart und hatte 5 Altäre, der größere war dem Heiligen Geist geweiht, die anderen vier Altäre waren Altäre des Hl. Kreuzes, der Altar Corpus Christi, des Hl. Johann-Nepomuk und des Hl. Antonius von Padua. Kirchweih war am 25. Juli (Johann-Baptist). Es ist möglich, daß diese Kirche nach alten Plänen errichtet wurde, denn sie ist noch im spätgotischen Stil erbaut, obwohl bereits der Renaissance-Stil seit etwa 80 Jahren blühte. Diese Kirche hatte nach den Abbildungen von Wening und anderen zeitgenössischen Darstellungen einen nichteingezogenen Chor mit Schluß in drei Achteckseiten und ein gotisches Kreuzrippengewölbe. Wie man heute noch sehen kann, erhielt die Kirche zwei polygone Seitenkapellen nach Norden und Süden, der hohe Spitzturm steht im Westen mittig. Die Fenster waren im Renaissance-Stil rundbogig mit Kunstglas versehen, mit Motiven und Gedenkscheiben an die alten Haager Grafen.

"In der Spitalkhirchen, beim Heyl. Geist alhie stet bey den Graven zum Haag und derselben Gemahlin in den vier fenstern, bey dem Altar, geschmelzte Wappenscheibn, wie folgt:

  • 1563 Wolf Graf zum Haag
  • 1563 Ain gebornne Freyfrau von Arnsperg sein Gemahel.
  • 1563 Sigmundt Graf zum Haag M.H.H.S.K.
  • 1563 Margaretha ain gebornne Freyfrau von Aichperg mein Gemahel J.T.L.
  • 1563 Leonhard Graf zum Haag Anno M.D.LXIII.
  • 1563 Amalia ain geborne Lanndtgräfin zu Leichtnperg sein Gemahel.
  • 1552 Ladislaus Graf zum Haag, Cum labore et Deo Ivvante.
  • 1552 Maria Salome geborne Marggrevin von Bada, Gräfin zum Haag. In Eeren dein Ewig allein."

Diese Glasfenster wurden beim Brand von 1849 zerstört, nur eines hat sich erhalten und ist in der Filialkirche Limberg angebracht worden, nämlich das letzte für Maria-Salome 1552. Die beigefügten Jahreszahlen geben eindeutig das Fertigungsjahr der Glasscheibe wieder. Sie sind also alle unter Graf Ladislaus gefertigt worden und, wie wir bei der letzen sehen, im Renaissancestil.

Für das Spital und die Spitalkirche wurde 1715 ein Benefizium gegründet und ein Kaplan oder Benefiziat angestellt. Dieser hielt an den Samstagen und an den Sonn- und Feiertagen die Messe, an den übrigen Wochentagen konnte er aus freiem Antrieb die Messe zelebrieren. Größere Feierlichkeiten wurden durch den Pfarrer von Kirchdorf gehalten. Die Haager Spitalkirche war eine Filiale der Pfarrei Kirchdorf. Im Jahre 1808 wurde die Pfarrei Haag errichtet. Die Spitalkirche wurde Pfarrkirche. Nach dem Brand von 1849 wurde das Langhaus nach Osten vergrößert und das Presbyterium neu gebaut.

Wie bei Grabungen im Jahr 1978 festgestellt wurde, besaß die Kirche unter dem Fußboden auch eine Gruft. Die hier vorgenommenen Bestattungen konnten nicht identifiziert werden.

Aus dem Buch "Das große Buch der Grafschaft Haag" Band IV. von Rudolf Münch (Verlag Greipel).

  • Grundriss der Kirche vor 1849

    Grundriss und Illustration
    vor 1849 (Rudolf Münch)

  • Innenansicht Kirche von 1932

    Innenansicht
    1932

  • Innenansicht Kirche historisch

    Innenansicht
    historisch

  • Innenansicht Kirche von 2013

    Innenansicht
    2013

  • Alter Stich

    Alter Stich

  • Stich von Wening

    Stich von Wening